Die Windpocken Heroen
Es begab sich zu einer Zeit, da die Feste Corinna von den bösen Kriegern
der Windpockenarmee belagert wurde!
Um der armen Feste in ihrem Kampfe beizustehen, mußten wahre Helden her:
die Zaubersalbe und das Popobonbon
- verbannt wurde rigoros das Tropenklima der Windelregion.
Die Popobonbons erhielten mehrere Fortsetzungen.
(Ihr glaubt, diese Einleitung sei schlimm??? Dann wartet erstmal ab, was für
spinnerten Scheiß ich nachts um 1 meiner armen kleine Tochter erzählt
hab'....
Zu allem Überfluß meinte dann auch noch mein Mann, das sollte ich
aufschreiben - um den Wahnsinn zu dokumentieren.
Corinna war zu der Zeit 3 ½ Jahre alt, tagsüber trotz der Windpocken recht
gut zu ertragen. Nur des Nachts verfiel sie in schlimme Alpträume und heftigste
Nein-Nein-Nein-Schreiattacken. Diesem Umstand dürfte eine gewisse Übermüdung
meinerseits zuzuschreiben sein - vielleicht rechtfertigt das ein wenig das folgende.
Angemerkt sei noch: diese Geschichten haben gewirkt und geholfen - und das war
in dem Moment alles, was zählt!).
1) Die allmächtige Zaubersalbe
[Corinna war grade mit weißer Tinktur von Kopf bis Fuß bepinselt
worden - ABER: "das tut immernoch so weh!"]
Ja aaaalso - das geht ja auch nicht so schnell! Das ist zwar eine Zaubersalbe,
aber die muß ja jetzt erstmal reagieren!
Die Salbe ist doch grade erst angekommen. Und jetzt guckt die ganz verwirrt,
wo sie denn überhaupt ist. Sie guckt sich um und schnuppert, sie fühlt
und wühlt... Dann stellt sie fest, daß sie auf einer ganz zarten
Haut ist, einer Kinderhaut. Und als sie sich weiter umsieht - oh Schreck - da
sieht sie das ganze Malheur: Sie ist bei einer Windpocke. Ein fieser Feind!
Die Salbe ist entsetzt - so ein kleines Kind und so eine große Pocke!
Schnell fängt sie an, in ihren Jackentaschen zu kramen - sie findet eine
dicke Dose mit Spray und sprüht das ganz schnell auf die Pocke. "So,
du fieses Ding! Das wird Dich austrocknen!".
Jedoch hört sie bald schon das leise Wimmern des Kindes, das unter Schmerzen
leidet, die die Pocke ihm zufügt.
So nimmt sie alsbald einen dicken Rucksack vom Rücken und sucht nun in
diesem nach weiteren Mitteln. Es dauert ein wenig, doch dann findet sie den
Geltopf. Schnell öffnet sie diesen und nimmt eine große Ladung des
Gels in beide Hände.
Nun ist die Salbe an sich jedoch recht klein, und die Windpocke im Vergleich
dazu riiiieeesengroß. So hüpft und sprint sie und schließlich
nimmt sie ihre Kletterausrüstung zur Hilfe um die Pocke zu erklimmen. Oben
angekommen, beginnt sie sofort mit der Verteilung des Gels. Das Gel ist großartig
und nimmt sofort den Schmerz aus dem Pockenbereich! Allerdings muß die
Zaubersalbe sich ganz schön abmühen, diese große Pocke zu bestreichen.
Daher dauerte es natürlich eine Weile, bis die volle Wirkung eintreten
kann.
[Die Geschichte erziehlt eine bessere Wirkung, wenn man sie wild mit Armen und
Beinen gestikulierend erzählt. Dann dauert es auch länger. Wenn die
Geschichte dann zu Ende ist, hat die anästhesierende Wirkung der Tinktur
dann hoffentlich in der Tat eingesetzt - oder die Ablenkung war groß genug!]
2) Das heldenhafte Popobonbon - oder - der Windpocken-Füße-Kitzler
[Etwa drei Stunden nach der vorhergegangenen Aktion wurde Corinna wach - OH
JE: "da tut immernoch was weh - am Rand überall!]
Oh-weh, dann müssen wir mal schauen. Ja, das ist klar zu sehen. Guck mal:
die Windpocken an sich hat die Salbe super bekämpft. Aber die Pocken sind
ja ganz gemein. Die sitzen nicht nur auf der Haut. Die gehen durch die Haut
durch und haben ihre Füße weiter da drunter. Jetzt sitzen die da,
mit ausgestreckten Beinen und weiter weg - also ein kleines bischen von der
Pocke entfernt, da kommen die Füße wieder hoch. Die treten und strampeln
und das tut natürlich weh. Allerdings kommt die arme Salbe da nicht hin.
Die sitzt ja auf der Pocke fest!
Da müssen wir jetzt aber jemanden finden, der uns da helfen kann. Aber
es kann keine Salbe sein, weil die landet ja auf der Haut und die bösen
Pockenfüße sitzen darunter. Wir brauchen jemanden, der von innen
dran kommt.
["Corinna, kannst Du Dich denn noch erinnern, was letztens von innen so
gut in die Beine gekrabbelt ist, als die so wehtaten und da ganz schnell geholfen
hat?"
"Jaaha - das war das Popobonbon" {Zäpfchen}
- überflüssig zu erwähnen, daß sie nicht sonderlich drauf
steht. Aber sie konnte sich noch erinnern, daß es gut geholfen hatte.]
Hm, so'n Popobonbon kann also von innen drin was machen. Tja, dann holen wir
uns doch jetzt so'n ganz heldenhaftes Popobonbon und schicken das mal los. Das
läuft dann überall unter der Haut lang und sucht Windpockenfüße.
Und wenn es die gefunden hat, dann kitzelt es die ganz heftig. Windpocken sind
nämlich schrecklich kitzelig an den Füßen. Wenn die gekillert
werden, dann quitschen die ganz dolle und ziehen die Füße hoch. Dann
sind die nicht mehr in der Haut und können auch nicht mehr wehtun.
[Das Zäpfchen durfte einsteigen - jedoch wurde auch hier Begleittext gewünscht]:
"Hu - das ist aber dunkel!!! Da krieg ich ja Angst! Warte - ich nehme eine
Taschenlampe mit. Ja, so gehts!"
[Und wie kriegen wir das Kind nun zurück ins Bett???]
Du, Corinna - das Popobonbon hat es grade gaaaanz schwer. Guck mal, das war
sooo klein - und das stand grade mit seiner Taschenlampe vor einem gaaanz großen
Corinna-Haus. Das hat ganz doll den Kopf in den Nacken gelegt um zu sehen, wo
das Haus überhaupt aufhört.
Dann ist das mutig da rein gegangen und jetzt hat es gesehen, daß es im
Corinnahaus gar keinen Aufzug gibt, und auch keine richtige Treppe. Jetzt versucht
das grade, nach oben zu klettern - aber das ist viel zu steil. Und da oben sind
doch die ganz großen Windpockenfüße. Da muß es doch hin!
Meinst Du nicht, wenn das so gradeaus laufen könnte - so waagerecht, wie
auf'm Boden, dann könnte das leichter dahin kommen?
[Dieser Teil mußte nochmal wiederholt werden, aber dann ging Corinna freiwillig
in die Horizontale zurück.
Kurz drauf kam jedoch ein "ich muß Aa"!
- Das konnten wir nun gar nicht gebrauchen.... also:]
Das fühlt sich jetzt nur kurz so an. Weißt Du, das Aa hat schon ganz
doll fest geschlafen. Und jetzt kommt das Popobonbon da reingetobt und läuft
ganz schnell - Einwand: "nee, das hat doch keine
Beine - das kullert" - Noch schlimmer, dann tobt das ja noch
viel mehr. Das Aa wird davon wach und fühlt sich doch arg gestört.
Und was tut es da? Richtig, es will weglaufen. Daher will es jetzt raus. Aber
das ist eigentlich gar nicht nötig - das Popobonbon ist ja ein ganz schnelles.
Das ist gleich ganz schnell dran vorbei und dann kann das olle Aa sich gefälligst
wieder schlafenlegen!
[Corinna ist schon lange trocken - auch Nachts. Aber wer krank ist, komtm auf
komische Ideen. Man bekommt ja viel - versuchen wir es doch mal mit: "Ich
will eine Windel!" - Klasse Idee, um die juckenden Pocken auch noch
feucht-warmes Klima wickeln! Abgelehnt - aber wie erkläre ich das nun wieder?]
Weißt du denn eigentlich, wo die Windpocken wohnen??? Windpocken lieben
den Wind - damit kann man ganz weit fliegen und das ist toll. Außerdem
kommt man so auf ganz viele Leute drauf, vorallem Kinder, die noch keine Windpocken
hatten. Das finden die total lustig. Darum fliegen die auch immer ganz weit!
Aber eigentlich kommen die von ganz weit her - aus dem tropischen Urwald nämlich.
Da sind die auch extra gerne. Da ist es nämlich schön warm. Deine
Windpocken sind grade mal ein bischen entsetzt. Die sind aus Versehen zu weit
geflogen. Als die gelandet sind haben die sich erschreckt und gemerkt: "Huch,
wir sind in Deutschland - noch dazu im Herbst. Brrrrr - ist das kalt hier!"
In ihrer Heimat finden die das nämlich viel lustiger als hier in der Kälte.
Weil: die geben sich ja ganz doll große Mühe, die Leute zu Ärgern.
Dann hocken die ja in der Haut und wackeln mit den Füßen und das
juckt dann. In den Tropen ist das aber noch viel effizienter. In den Tropen
im Dschungel ist es ja warm, und da schwitzen die Leute auch viel. Wenn man
als Windpocke bei den Menschen im Urwald einen ordentlichen Hubbel auf der Haut
bildet, dann muß der Schweiß immer um den Hubbel rum fließen.
Dann macht der ganz viele Schlängel und Kurven. Und wernn der immer abbiegen
muß, dann kitzelt das wieder ganz doll und als Ergebnis juckt das dann.
Zusätzlich wackeln die Pocken dann wieder frech mit den Füßen
und das Unheil ist perfekt!
Deswegen sollte man alles vermeiden, wovon man schwitzen muß. Der Windel-Dschungel
ist also grade mal nicht angesagt. Weil sonst: machen die Windpocken da wieder
eine fette Windpocken.... "Party!!!"
- Genau! Und dann wird das im Bett wieder so laut und dann wird die Corinna
wach und die Mama und der Papa und das ist viel zu anstrengend. Du darfst lieber
so noch ein bischen lachen!
[Das tat Corinna dann auch!]
4) Popo-Bonbons - der Wahnsinn geht weiter
[Der Wahnsinn nimmt kein Ende.... - Corinna hat sich am Tag nach dem ersten
Zäpfchen nicht auf's Klo getraut, weil ja das Zäpfchen dann rausfallen
würde! Kein gutes Zureden half, das Kind plärrte das ganze Haus zusammen....
Was will man machen. Ich ergab mich in mein Schicksal]
Sollen wir das Popobonbon mal anrufen??? Ein "wir-tun-so-als-ob-Telefon"
mußte her (ausrangierte Anrufbeantworter-Fernabfrage). Piep-Piep-Tüddelüt-tüt-tü...
Hallo? Hallo, Popobonbon??? Wo bist Du? In der Corinna? Ja, aber wo denn da???
- Ich lieg hier so rum! Oben, bei der Schulter! Ich war die ganze Nacht wach
und hab Windpockenfüße gekitzelt und jetzt bin ich total müde,
und auch schon ganz klein! Da bin ich zur Schulter gelaufen, wißt ihr,
da, wo diese beiden ganz super-dicken Windpocken hocken. Da hab ich jetzt meine
Hängematte zwischen aufgespannt und ruhe mich jetzt aus!
Aber heute abend müßt Ihr mir noch jemanden zum helfen schicken!
Es ist hier soooo viel zu tun und ich bin schon ganz klein geworden. Corinna,
Du kannst ruhig Aa machen. Ich hänge hier oben ganz sicher.
[Es folgten viele ähnliche Telefonate - als Mama dann Samstags zum Teamtreffen
auszog, und zu früh dran war, erhielt Corinna noch folgendes Schreiben
- es sei noch angemerkt: am Vorabend hatte sie doch glatt vergessen auf einem
Zäpfchen zu bestehen und dennoch ganz toll geschlafen]:
"Hallo, liebe Corinna!
Unser Handy-Akku ist leer, daher können wir heute nicht mit Dir telefonieren,
sondern schreiben Dir diesen Brief.
Die Party heute nacht war toll! Wir haben laute Musik gehört, getanzt und
dabei ganz vielen Windpocken die Füße gekitzelt. Kennst Du schon
den neuen Partytanz: Maka-Pöck?
Wir fanden es auch ganz toll, daß wir so lange feiern durften (wo wir
doch schon so klein sind), und daß Dich die Musik nicht gestört hat!
Schön, daß Du dabei so gut schlafne konntest und so nett träumen.
(Es war auch mal schön, daß wir kleinen Popobonbons ganz unter uns
waren, ohne einen großen Aufpasser. - Apropos: das Popobonbon von Deiner
Mama schnarcht!)
Jetzt sind wir ganz müde! Aber weißt Du, was auch ganz toll ist?
Wir sind jetzt schon so klein, daß wir alle zusammen in die Hängematte
passen. Da liegen wir grade alle drin + kuscheln. Taschenlampen haben wir auf
genug. Ist hell genug hier drin.
Heute abend würden wir gerne noch eine Party feiern. Hast Du bestimmte
Musikwünsche? Wir möchten natürlich, daß Du wieder so klasse
schlafen + träumen kannst!!!
Unser Akku hängt grade am Ladegerät, vielleicht kannst Du uns nachher
wieder erreichen. Ansonsten bis heute Abend!
Ganz liebe Grüße, Deine Popobonbons
P.S.: Deine Mama läßt dich auch grüßen + knuddeln"